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Title The European Public Sphere – Transatlantic - or: on the relationship between the USA and Europe. Degree of recognition National Media name/outlet Diagonal, OE1, Austrian broadcasting Agency – ORF Media type Radio Duration/Length/Size 11 minutes Country/Territory Austria Date 14/11/20 Description Eine Verlust- vielleicht sogar Vermisstenanzeige: Als abgängig gilt jenes Amerika, das während des 20. Jahrhunderts Generationen von (nicht nur) Europäern und Europäerinnen in ästhetischen und gesellschaftlichen Fragen Orientierung bot. In Kunst wie Gesellschaft; in Politik, Literatur, Malerei, Musik und Populärkultur. Doch damit scheint nun Schluss zu sein, was erstaunlich wenig mit dem sogenannten Trumpismus zu tun hat. Der US-Präsident scheint lediglich ein Katalysator zu sein, der die Fratze zur Kenntlichkeit verzerrte. Vielleicht war die Generation der technologisch interessierten Späthippies, aus deren Garagen heraus sich Silicon Valley entwickelte sowohl Wurzel wie Sargnagel. Amazon bis Google machten deutlich, dass es, hinter welcher Maske oder Fratze auch immer, ausschließlich um Gewinnmaximierung geht. So heftig, dass selbst amerikanische Magnaten früherer Jahrzehnte blass werden mochten. Die Idole vieler Generationen, von Jackson Pollock zu Miles Davis, waren damit "perdu", verloren. Aus der transatlantischen Fernbeziehungsliebe war die Beobachtung eines desaströsen Kontinentaldrifts geworden. Eine Bewegung voneinander weg, statt zueinander hin.
Ein politisch nüchterner und konservativerer Blick: "Nicht nur haben die USA in Europa und Asien entscheidend gesiegt, sie haben in bewunderungswürdiger Weise ihre guten Ziele und Methoden in Politik, Kultur und Wirtschaft vermittelt. Japan und Deutschland haben von der Philosophie des Marshall-Plans und von der Nicht-Wiederholung des Versailler Vertrages in umfassender Weise profitiert. Die Gestaltung der internationalen Institutionen trägt die amerikanische Handschrift." Spätestens mit diesen Zeilen des deutschen Zeithistorikers und Publizisten Hans-Peter Schwarz aus dem Jahr 2006 holt uns die Trump-Zeit wieder ein. Aber tatsächlich: Nie waren die USA so sehr Vorbild und Gestalter der Welt wie am und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Doch diese Vorbild-, man könnte auch sagen "Leitkultur"-Funktion - für nahezu den gesamten Westen - ist eben schon seit geraumer Zeit brüchig geworden, wenn nicht sogar an ihr Ende gekommen.
Transatlantisch bedeutete ursprünglich "jenseits des Atlantiks", oder "überseeisch", im Sinne des Verhältnisses von Europa und Afrika einerseits zu Nord- und Südamerika andererseits. Bald jedoch war mit "transatlantisch" nur mehr das Verhältnis zwischen Europa und den USA gemeint. Mit den US-Präsidentschaftswahlen am 3. November ist das gemeinsame Verhältnis - so scheint es - endgültig an einem Scheideweg angekommen. Wie wird sich Europa nach diesen Wahlen entwickeln, welche Wege gehen? Selbstbewusster, eigenständiger agieren? In Fragen der Sicherheit, Stichwort NATO; in Fragen der Kommunikation, Stichwort europäisches Internet; in Fragen der Wirtschaft, in Fragen der Kultur?Producer/Author M.T. Sekwenz URL https://oe1.orf.at/programm/20201114/618082/Diagonal-zum-Thema-Transatlantik Persons M.T. Sekwenz